Um Bakterien, Viren und Pilze abzutöten, werden in der Medizin Antibiotika, Flächendesinfektions-Mittel und andere Chemikalien eingesetzt. Viele mit unerwünschten Nebenwirkungen. Einige dieser Mittel können durch die Verwendung von Ozon vermieden werden.
Ozon ist Sauerstoff in sogennanter dreiwertiger Form (O3), bezeichnet auch als aktiver Sauerstoff; ein flüchtiges Gas, welches mit Hilfe von ultravioletter Strahlung oder elektrischer Entladungen hergestellt werden kann. Was uns in hohen Atmosphärenschichten von zuviel UV-Strahlung schützt, wird hier auf dem Boden häufig sehr kritisch betrachtet. Denn Ozon-Gas reizt die Atemwege, vor allem bei empfindlichen Personen z.B. mit Asthma.
Allerdings kommt es wie bei vielen Dingen auf die Dosierung an: Wird Ozongas lokal verwendet, tötet es ohne Nebenwirkungen zuverlässig Bakterien, Viren und Pilze ab. Hierdurch werden auch die Anwendungen in der Zahnmedizin bestimmt. Zum Einsatz kommt Ozon hier bei allen Zuständen, bei denen Keime jeglicher Form auftreten. Beispiele sind: Parodontitis, Lippenherpes, Aphten, Wurzelkanal-Behandlungen und vieles mehr. Bei Erkrankungen, bei denen wir Keime antreffen, die OHNE Sauerstoff leben (sogenannte Anaerobier), wirkt Ozon gleich doppelt: Zum Ende der Wurzelbehandlung, wenn die Wurzelkanäle gespült und getrocknet sind, kann Ozon mit Hilfe feiner Kanülen in die Tiefe des Zahnes geleitet werden. Es dringt auch in feine Kanaläste ein und tötet dort Keime ab (erster Teil der Wirkung). Nach ca. einer halben Stunde zerfällt Ozon dann allerdings, und zwar in zweiwertigen Sauerstoff (O2). Diesen wiederum vertragen die anaeroben Keime überhaupt nicht. Ozon führt also in der Tiefe des Gewebes zu einer Anreicherung mit Sauerstoff. Das selbe Prinzip machen wir uns bei der Parodontitis-Therapie zu Nutze. Auch hier finden wir Keime entlang der Zahnwurzeln, die sehr empfindlich auf Sauerstoff reagieren. Zur Therapie wird mit sogenannten Ozon-Generatoren das Gas direkt an der Oberfläche des erkrankten Zahnfleischs hergestellt und dringt mehrere Millimeter in die Tiefe ein. Ozon kann also dazu beitragen, die Umgebung (das „Millieu“) des Zahnes zu verändern und somit für Keime uninteressant zu machen.
Denkt man das Funktionprinzip weiter, erklären sich auch weitere Einsatzgebiete: Schlecht heilende Wunden nach Zahnentfernung oder Operationen sind IMMER mit Keimen belastet. Statt nun sofort antibiotisch zu behandeln (viele Keime sind längst resistent), kann mit Ozon eine entspannte Therapiealternative geboten werden. Auch kariöse lebende Zähne sind für Ozonbehandlung geeignet: Ist die Karies sehr weit in Richtung Nerv vorgedrungen, ist es manchmal nicht möglich, diese vollständig mit dem Bohrer zu entfernen, ohne den Nervhohlraum (Pulpa) zu eröffnen; dann ist meistens eine Wurzelbehandlung nötig, das heißt, der Zahn wird abgetötet. Um nun die Bakterien zu erreichen, die in den feinen Dentinkanälchen sitzen, kann Ozon eingesetzt werden, das sozusagen in jede Ritze dringt und Bakterien vernichtet. Wird das Loch im Zahn anschließend mit Kalziumhydroxid abgedeckt, bestehen guten Chancen, den Zahnnerv am Leben zu erhalten. Ein toter Zahn ist immer schlechter als ein lebender.